Der Schergomane!
Teil 1
–
Die Welt hat auf ihn gewartet
Monduras ’16
(10 Jahres Edition)
Inhaltsverzeichnis
Züchtigung 01
Mit rotem Cape und Pilzekorb
Hüpft‘ ich zu Wald, von hier nach dort
Der Großmutter ein Ständchen singen
Und ihr leck‘re Pilze bringen
Da sah ich den Meister am Wegesrand steh‘n
Seinen Schergen ihn auf Knien anfleh‘n
Mit einem Hieb, wie konnte das sein?
Entriss er ihm Würde und Gebein
Die leere Hülle zu Boden fällt
Der Meister das Gerippe hält
Da wurd‘ mir klar, wozu ich gezeugt
Mein Kinn bis in den Dreck gebeugt
Der Meister erblickt mich Bückling im Dreck
Sogleich wirft er‘s Gerippe weg
„Aha, ein Neuer schickt sich an
Nun gut, komm her, zum Dienen ran“
„Natürlich der Herr, ohja, unbedingt“
Er sieht wie‘s kriechen gut gelingt
Der Meister schreitet erhaben herüber
Bleibt stehen und flüstert hernieder
„Na gut, du hast dich würdig erwiesen
Doch warn‘ ich dich vor lautem Niesen
Sonst reiß ich dir die Arme aus
Und ohrfeig‘ dir die Flausen raus
Jetzt streifst du deinen Umhang ab
Und läufst‘ mir nach, das nicht zu knapp
Ich schreit‘ voraus, du hinterher
So soll es sein, so will’s dein Herr“
Den Pilzkorb ließ ich einfach stehen
Ich wollte nur mit Meister gehen
Vergessen war mein altes Leben
Zum Dienen will ich alles geben
„Wohin führt der Weg uns, Meisterlein?“
„Schweig‘ still, du unwürd‘ges Getier
Ich glaub‘, dass ich dir bald die Zunge fixier‘
Und laufe gebückter Sei kleiner, sei klein“
Am Abend erreichten wir die Schenke
Der Meister zur Bar, ich an die Tränke
Doch als der Schenk kassieren wollt‘
Hat er den Meister angeprollt
„So, mein Scherg, schau zu und staun‘“
Da hat der Meister Schenk verhau‘n
Und als der Wirt uns „Diebe“ nannt
Hat Meister alles abgebrannt
Züchtigung 02
Die lodernden Flammen hinter sich lassend
Den Einsturz des Daches verpassend
Begaben sich Meister und Scherge zur Rast
Unter des Baumes Ast – ohne Hast
Da dürstet’s dem Meister nach Blut das verklumpt
Die Schergenzunge wird fixiert, er verstummt
Der Pein noch längst nicht Genüge getan
Bindet Meister am Aste die Zunge an
Am Morgen werde ich losgebunden
Die Nacht über schwebend den Schmerz verwunden
Die Zunge schwillt an und nässet sehr
Nicht drauf zu treten fällt mir schwer
Ein Dörflein erscheint, nach einer Mile
Der Meister befiehlt „Kriech‘ hin und berichte“
Nach Stunden zurück „Dort wohnen nur Wichte“
„Kriech‘ noch mal und sag‘ mir wie viele?“
„Diese Wichtelstadt nehmen wir ein
Unflätige Wichtel soll’n brennen, soll’n schrei’n
Die Restlichen formen ein achtbares Heer
Die Welt zu erobern fällt dann nicht mehr
Allzu großartig und überhaupt schwer“
Laut stürmen wir runter, den Hügel im Rücken
Bewaffnet mit Stöcken und einem Glas Mücken
„Ihr Wichtel, gebt auf, öffnet Tür, Tor und Spalten
Bei ’nem Drittel lass‘ ich dann auch Gnade walten“
Dann stehen wir keuchend und das Stadttor versagt
Was sich der Meister hat ausgedacht
Ein anderer Trick, überlegt über Nacht
Wird bis auf übermorgen vertagt
Troja hat praktisch die Vorlag‘ erbracht
Diese Geschichte kennt jedes Kind
Die ganze Nacht mit Nähen verbracht
Der Meister und sein Scherge im Rind
Die dämlichen Wichtel lassen uns ein
Die Unflät’gen brennen, die Anderen schrei’n
Übrig bleibt niemand, so auch kein Heer
Die Straßen voll brennendem Wichtelverkehr
„Scherge, die Wichtel war’n wirklich zu dumm
Gehörten doch glatt ins Aquarium
Um die Welt zu erobern brauchen wir Macht
Geld haben wir schon“, der Meister laut lacht
Häufig und gern wird ihm langweilig
Dann kommt es hart, wenn er mich sticht
Mit Messer, Nadel und Lanze recht gern
Schwert, Pieke, Dreizack und Morgenstern
Züchtigung 03
So begab es sich doch zu dieser Zeit
Bekannt hier und da, überall, weit und breit
Eine Stadt namens Rom mit viel Verkehr
Und schlechtem Blick auf’s Mittelmeer
Im schönsten Hotel übernachteten wir
Der Meister im Zimmer, ich zwischen Getier
Speis, Trank, Frauen, nur immer das Beste
Dem Meister mundet’s, für den Schergen die Reste
Sich aufgemacht nach Rom zu reisen
Des Schergen Leistung zu beweisen
Im Kolosseum mit Sklaven und Mooren
Bekämpfe ich Löwen und Gladiatoren
Die Stimmung ist stimmig, die Luft riecht nach Blut
Das freuet den Meister, das tut dem Herrn gut
Und ab und an, da schlürft er sein Bier
Und wirft voll Entzücken mit Splittern nach mir
Der Meister „Oh, welch ein schönes Spiel
Der Scherge kricht der Keile viel“
Doch als die ersten Tiere fallen
Hört man des Meisters Wut durchschallen
„Der Scherge kann noch geh‘n, oh schreck
Zieht dem Kerl die Beine weg“
Ein Gladiator kommt heran
und zeigt wie gut er schubsen kann
In trock‘nen Staub muss ich mich hüllen
Mit Sand sich meine Zahnlücken füllen
Er sucht mich zu treten, er sucht mich zu packen
Ich schnappe nach seinen verkrusteten Haken
Und als ich die Zähne salz’ges Fleisch ramme
Da schreit er als stünd‘ er in lodernder Flamme
„Mein eingewachs‘ner Nagel, du Hund“
Schon fällt er bewusstlos auf staubigen Grund
Zerschunden geh‘ ich als Sieger hervor
Mein Name grassiert im Jubelchor
„Die Ehr‘ gebührt nicht mir, oh nein
Sie gilt allein dem Meisterlein“
Züchtigung 04
Weiter im Takt, Rom lodert, die Stadt
Weil Scherg, wie einst Nero, gezündelt hat
In Jeru- und salem wird ausgeruht
Und Meister macht den Tunichtgut
Ein Holzkreuz hat sich schnell gefunden
Aus Spaß den Scherg daran gebunden
Die Leute bleiben plötzlich steh‘n
Lang keine Steinigung geseh‘n
In Richtung Süd, Südwest nach Plan
Kommt man in Ägypten an
„Das alten Volk werd‘ ich beglücken
Mit neuem Wissen gar verzücken
Hat man mein Genie erkannt
Werd‘ ich zum Präsident‘ ernannt
Und unbedingt und sowieso
Alsdann zum nächsten Pharao“
„Ich werde beweisen, die Welt ist ‘ne Scheibe
Scherg, reich mir’s Seil und die Käsereibe“
Von Pyra zu mide das Seil gespannt
Hoch über’m geist‘gen Tellerrand
Mit Sklavenhilfe mittig gebeugt
Die Schleuder von großer Erfinderkunst zeugt
Ein fliegender Scherge „Bin ich jetzt ein Held?“
Meister „Siehst du die Grenzen der Welt?“
Bewunderung hatte es ihm nicht eingebracht
Viel übler, wir wurden ausgelacht
Der Meister völlig aus der Fassung
Droht mit Schmerzen und Entlassung
„Scherge, alles deine Schuld
Es reicht, ich hatt’ genug Geduld
Steh‘ auf und sammle deine Knochen
Die Weltherrschaft werd‘ ich erpochen
Man wird mich feiern, zu mir beten
Mir die schmutz‘gen Füsse kneten
Wir gehen hin, wo’s Schergen gibt
Da, wo man mich, den Meister, liebt
Doch werd‘ ich nicht von selber laufen
Noch werd‘ ich mir ein Reittier kaufen
Der Sand ist heiß, die Füsse schwitzen
Ich werd‘ auf deinem Rücken sitzen“
’Ne Sandesdünenbiegung später
Knecht entdeckt Ein Übeltäter
Sein Herr beginnt schon tot zu welken
Und er versucht’s Kamel zu melken
„Scherg, stoppe hier, ich steige ab“
„Jawohl mein Meister, nicht zu knapp“
„Hey Sonderling, was machst du hier?“
„Tach, der Herr, ich melk‘ das Tier“
„Ich sehe, du bist Knecht von Stand“
„Mein Meister hat sich tot gerannt
300 Kilo, Fell bedeckt
Hat er den Wüstentod entdeckt
Vom hohen Norden sind wir her
Falsch abgebogen übers Meer“
Sie blicken ihm aufs lange Haar
„Dein Herr, er riecht schon sonderbar“
Der Knecht, er sieht verzweifelt aus
Reißt sich bereits die Haare raus
Da kommt dem Meister die Idee
Und auf ‘ner Wiese wächst der Klee
„Was mach ich bloß, was soll jetzt sein?“
Der Scherg „Ich werd sein Meisterlein“
„Ein Unterscherg’ wär’ gar nicht schlecht
Ab heute bist du unser Knecht“
„Is‘ recht“
Züchtigung 05
Ein Elch ist dumm, der Scherg noch dümmer
Des Knechtes Dummheit noch viel schlimmer
So sieht sie aus, die Hierarchie
Zum Meister werden beide nie
Der Scherge sich im Sande windet
Der Knecht sich seine Schuhe bindet
Der Meister über alle wacht
Falls einer muckt, dann gute Nacht
Ein Training für den Knecht allein
Er reibe sich mit Sande ein
Es zwickt und piekt, es reibt und schabt
Der Knecht scheint recht naturbegabt
Der Meister wird von Schlaf bedeckt
Der Scherge seinen Knecht aufweckt
„Knecht, bücke dich, ich reit’ auf dir
Jetzt bin ich Meister, du das Tier“
Am Morgen ziehen sie gen Westen
Der Meister tut den Schergen testen
Hält fest die Zügel in der Hand
So langsam ist Rom abgebrannt
Von Fern‘ seh’n sie die Hütten ragen
Knechts Rücken schmerzt, vom Kameltragen
Meister reitet hin zur Stadt
Im Schlepptau er die Schergen hat
Wir zieh‘n vorbei an Schädelstangen
Knochenbergen, toten Schlangen
Brustbein und Skorpionenschwänzen
Die Augen uns‘res Meisters glänzen
So wie wir auf die Stadt marschieren
Sieht er sich schon sein Volk regieren
Wir stoppen vor des Städtleins Tor
„Führt mich sofort dem König vor“
Schwarze Männer kommen ran
Aus den Hütten, noch mehr Wilde
Wilder Blick – die Lanzengilde
Scharr‘n sich um uns, Mann an Mann
Rüde stoßend, gest‘kulierend
Palaver hin, Palaver her
Auf einmal steh‘n wir stockstarr stierend
Vorm Oberhaupt hier vom Revier
Die Haut so schwarz wie nachts im Schwarzwald
Ein Grinsen wie Naturgewalt
Der Häuptling thront auf Elfenbein
Mit Suppenkellenzepterlein
Behängt mit ganz viel Knochenschmuck
Ein Oberschenkel steckt im Haar
Mit „Wir euch esse“ macht er Druck
Dann lacht er laut mit sieben Bar
Der Meister reckt ganz unverschreckt
die Kiefermuskeln und sagt keck
„Ich merke, ihr seid nicht sehr helle
drum reicht mir Macht und Suppenkelle“
Der Häuptling völlig außer sich
„Ugaba donga Ticktidopp“
Man rollt ‘nen Suppentopf herbei
„Ihr in Kessel, hopphopphopp“
Der Knecht „Ein Bad wär’ jetzt nicht schlecht“
Der Scherge „Das käm‘ mir nur recht“
Der Meister wehrt sich – Chancenlos
Man hört die Spülung eines Klos
So schwimm’n die Drei mitsamt Kamel
Im Suppentopf, paniert mit Mehl
Es brodelt, blubbert „Schmeckt nicht schlecht“
Der Meister wütet „Hör‘ ich recht?
Habs lang genug mit angeguckt
Die Lust vergeht mir mehr und mehr
Ich hab euch schonmal reingespuckt
Ihr trinkt sofort den Bottich leer“
Gesagt, getan, geschluckt, gekotzt
Der Meister mit uns beiden motzt
„Wenn ihr nicht in der Lage seid
Habt ihr eine Gemeinsamkeit“
Mit ganz viel wenig Fantasie
Schrie’n wir um Hilfe wie noch nie
Zum Glück kam uns die Kavall’rie
Mit Fallera und Fallerie
Der schwarze Mob wurd‘ fortgetrieben
Auch Meister sparte nicht an Hieben
Der General ließ uns verhaften
Und im Kasernenraum betrachten
Nach endlos gründlichster Befragung
Und ‘ner letzten Abschlusstagung
Erklärte man uns für verrückt
und wir wurden fortgeschickt
Nach Tagen unserer Dreisamkeit
War’n zwei von drei‘n den Meister leid
„Ich treib’s euch aus, los in den Sand
Ihr kriecht ab heute bis zum Strand“
Durch der Saharas trock‘ne Wüste
Waren’s Wochen bis zur Küste
Kamel gemolken, Schwiel‘n am Händchen
Wir merkten nicht, es war ein Männchen
Züchtigung 06
In einem Fischerdorf am Meer
Die Bäuche voll, die Köpfe leer
Der Meister unter Palmen lenzt
Des Schergen Schweiß gar silbrig glänzt
Anstatt der Knecht für alle fischt
Trinkt er des Meeres salz’ge Gischt
Hat wahrlich Dummheit angehäuft
Man sieht’s, wenn er im Kreise läuft
„Halt mir bloß die Palme ruhich“
„Meisterchen, das tue ich“
„Widersprich nicht, mir ist warm
Gleich hältst du sie mit einem Arm“
Doch als die Miete sich verteuert
Wird auf ‘nem Schifflein angeheuert
Der Meister bucht sich ‘ne Passage
Genehmigt sich gar Fußmassage
An Schergentickets wird gespart
Wir schuften lange, schuften hart
Der Knecht und ich, wir schrubben schon
Des Deckes Backbordposition
Bei Regen, Sturm und Wellengang
Klopf‘ ich an Meisters Koje an
„Oh Meister lasset Gnade walten
An Deck lässt sich schlecht Schlaf gestalten“
Der Knecht schaut weiter unbedarft
„Es klopft hier niemand ungestraft
Und tropft mir nicht den Boden voll
Sonst spürt ihr gleich des Meisters Groll
Ihr Landratten schlaft im Ausguck
Und wehe ich hör einen Muck“
Die Nacht war hart und bitterkalt
und nass und voll Naturgewalt
So fahr‘n wir Drei zum Westen hin
Mit viel Verstand und wenig Sinn
Der Knecht zählt Wellen, dumm gebor‘n
Hat sich verzählt, beginnt von vorn
Land in Sicht im Morgenlichte
„Scherg, schwimm‘ hin und dann berichte“
Ich zum Knecht „Ich wusst es fast“
Der Knecht meint nur „…die Zwei verpasst…“
Züchtigung 07
„So ihr Schergen, das ist unser Ziel
Dummgeborene gibt es hier viel
Mit diesem Spiegel werd‘ ich Gott sein
Denn ich fang‘ mir ihre Seelen ein“
Und eines Morgens stand es da
Ein Inkakind mit krausem Haar
Von seinen Eltern fortgeschickt
Zu bringen Stockfisch, aufgepickt
Der Scherge blickt auf dunkle Haut
Er nicht so recht dem Blick vertraut
Da kommen and‘re aus dem Busch
Mit viel Getrommel und ‘nem Tusch
Der Meister springt mit garst’ger Hast
Auf seine Füsse und erblasst
Jetzt muss der Spiegel Rettung sein
Er schüchtert und fängt Seelen ein
Die Ein- und Zwei- und Dreigebor‘nen
Werfen sich auf Rosendornen
„Haha, ihr Wilden gebt gut Acht
Hab euch um eure Seel‘n gebracht“
Der Scherge „Die sind jetzt wie wir“
Der Knecht wacht auf und stinkt wie ‘n Tier
Der Meister sagt „Tragt mich jetzt heim
In euer kleines Dörfelein“
Das Dorf liegt in den tiefsten Anden
Wo wir den gold‘nen Reichtum fanden
War größer als wie wo gedacht
Mensch, was ham wir Drei gelacht
Der Meister glücklich, Herr der Welt
Er blickt wie aus dem Ei gepellt
Doch Missgeschick, das war doch klar
Passiert ihm mit der Schergenschar
Denn eines Tages wagt der Knecht
Was unser‘m Meister gar nicht recht
Er nimmt den Spiegel und spiegliert
was da so ums Eck passiert
Da rennt ein Inka ihm zur Hand
Der Spiegel bricht, von Rand zu Rand
Der Meister will noch Seelen fangen
Da ist ihm einer abgegangen
Zerbroch’ner Spiegel, armer Knecht
So ist’s dem Schergen allzu recht
Die Inka außer Rand und Band
Schubsen uns zur Bergeskant
Mit weitem Wurf von Berges Spitze
Fall’n wir Drei in Tales Ritze
Im Fluss gelandet, abserviert
Die Welt bleibt weiter unregiert
Züchtigung 08
Ernüchtert zieht Meister Bilanz
Sein Ego trögt ‘nen Dornenkranz
Zweimalig keine Weltherrschaft
Des Meisters Antriebskraft erschlafft
Doch nur für kurz und nur für knapp
Dem Deprifant das Köpfchen ab
Nach zwei Tagen trübem Sinn
Stellt Meister sich gar kraftvoll hin
„Ab jetzt ist Schluss mit Sympathie
Und Knecht und Schergen-Anarchie“
So langsam muss er sich gesteh’n
Schon lang kein‘ Schergenschmerz geseh’n
„Sooo, Ihr Schergen jetzt kommt her
Mein Name nicht von ungefähr
Ich bin der Meister, auf die Knie
So schaurig schmerzhaft wie noch nie“
Ich beuge mich, ich duck’ mich klein
Der Meister prügelt auf mich ein
Der Knecht, er lacht sich insgeheim
Da bricht’s ihm glatt das Nasenbein
Ich grab wie ’n Wurm, ich grab mich ein
Auf das Geheiß des Meisterlein
Der Knecht ist schlecht als Vögelein
Er fällt vom Baum wie ’n Stein in ’n Rhein
Im Baume hängt ein Bienennest
Der Scherge mit dem Stock – Klopftest
Der Meister sich in Deckung duckt
Der Knecht sofort ‘ne Biene schluckt
Dann wird es Abend, es wird dunkel
Der Knecht reibt sich sein Großfurunkel
Mit Kotabsond’rung ist’s vorbei
Die Biene kommt aus Rückwärts frei
Der nächste Tag bringt Neuigkeit
Kein Knecht, kein Scherge weit und breit
„Verdammt, die ham’ sich fortgemacht
Wenn ich die krieg‘, dann Schluss mit sacht
und gute Nacht“
Züchtigung 09
Allein zieht Meister durch den Wald
Er wird schnell müde, ihm wird kalt
„Der Schergen Schuld. Ich muss selbst laufen
Sonst konnt’ ich in der Sänfte saufen“
Über Stock und über Stein
Stolpert unser Meisterlein
Doch die Gedanken schweifen ab
„…die Lumpen bring‘ ich schon auf Trapp…“
Im Selbstgespräch schwingt er die Gehrt‘
Der Brandwein wird noch schnell geleert
„…Unzählig‘ Dinge könn’ sie schlucken
Nie wieder Chance aufzumucken…“
Da biegt der Meister fälschlich um
Läuft gegen einen Mann, recht krumm
Der alte Mann zu Boden fällt
Der Meister seine Gehrte hält
„Du Schurke stehst im Weg umher
Siehst Du nicht, ich bin Ge-lehr-ter
Komm‘ hoch, hör‘ auf den Staub zu plätten
Ich werd‘ dir deinen Buckel glätten“
Zu tief gezielt, schlecht abgeschätzt
Die Gehrte schon recht abgewetzt
Und wie’s dem Alten nicht gefällt
Kricht er, nicht schlecht, den Steiß geprellt
Der Meister lacht, der Schurke schaut
Und stöhnt schon laut, wenn Meister haut
Dann nimmt er seinen Schurken mit
„Dich machen wir zum Dienen fit“
Frisch bestriemt, rotweiß gestreift
Wird er vom Meister mitgeschleift
Auf des nächsten Städtleins Markt
Die Gehrt’ hat sich im Ohr verhakt
Auf einmal hört man Jemand’ rufen
„Meister, kommt und schwingt die Hufen
Ich kenne euch, doch ihr mich nicht
Auf euren Zorn bin ich erpicht“
„Mein Zorn, der wird dir Lehre sein
Quatsch‘ mich so an, ich brech‘ dir’s Bein
Ich werfe dich auf Kopfsteins Pflaster,
du tolldreistunverschämter Kasper“
Recht unbeeindruckt schaut der Wicht
Er sollte zittern, tut es nicht
Vielmehr stolziert er um den Meister
und offeriert nur Scheibenkleister
„Nicht so hastig, guter Mann
Sonst tu‘ ich was den Schergen an
Sie weilen gar in meiner Macht
Hab sie entführet über Nacht
Denn euer Ruf eilt‘ euch voraus
und klopfte an mein Burgenhaus
Ich bin der König dieses Reichs
Tracht’ nach des Züchtigungentestvergleichs
Nun hört mir zu und zeigt Vernunft
Auch ich bin Könner eurer Zunft
Erkämpf‘ die Schergen, kämpf‘ sie frei
Beim Marterfest mit Haferbrei“
Der Meister denkt, zu Boden blickt
Dem Schurken schwant’s und er erschrickt
Die Gehrte zischt und das im Nu
„So kämpfen wir ums Reich dazu“
Züchtigung 10
So sollt‘ es sein, so kam es auch
Gemüsesuppe mit Schnittlauch
Die letzte Mahlzeit, Schurk’ ist bleich
Vorm Wettkampf um das Königreich
Die Menschen aus dem ganzen Land
Kommen geschwommen, -flogen, -rannt
Für den Pöbel Brot und Spiele
Es knarzt die Bohle in der Diele
Der Burghof ist schon brechend voll
Die Narrenband spielt Dur und Moll
Artistenhenker laufen auf
Die Fahnen weh’n im Fahnenlauf
Von den Dächern laut‘ Trompeten
Ein Mann kratzt Reste von Geräten
Der König steigt aufs Podium
Der Schurke liegt nur faul herum
Der Meister seine Gehrte wetzt
Der Schurk‘ wird auf den Hof gehetzt
Der König seine Rede schwingt
Und überhaupt und unbedingt
Da geht es los, der Schurke schreit
Er wartet auf das letzt’ Geleit
Der Meister steht auf seinem Rücken
Nahtlos grinsend, ohne Lücken
Der König an der Reihe ist
Sehr ausgekocht, mit Tück’ und List
Er ackert und er stöhnt und schwitzt
Der Freiwill’ge am Boden sitzt
Mit Peitsche und auch Morgenstern
So mag er’s sehr, so hat er’s gern
Der Tölpel am Ohrläppchen trieft
Mensch, König was seid Ihr gewieft
Der Meister in der zweiten Runde
Jetzt ist er dran, der Mann der Stunde
Der Schurk‘ schon Furchtbares erahnt
Wird durch das Publikum gewarnt
Schurk‘ gerupft wie ‘n totes Huhn
Doch Meister hat noch viel zu tun
Nun zu Punkt 3 auf seiner Liste
„Ab in die Skorpionenkiste“
Das Publikum, es raunt und schreit
Voll über Überschwänglichkeit
Ei, was für eine tolle Show
Schurk’ und Meister, Go, Go, Go
Der König setzt zum Zweiten an
„Jetzt, Tölpel, wird dir widerfahr’n,
Was noch keiner überstanden“
Tölpel schaut auf die Girlanden
Da rollt man es hinein, das Ding
Man hört das Knarren und ein Pling
Schon steht es auf des Bürgleins Platz
Ein Katapult mit Holzaufsatz
Der Tölpel wird positioniert
Mit ‘nem Salatblatt gar garniert
Gespannte Schleuder ist bereit
Mit einem Zack fliegt er recht weit
Das Publikum, es tost und rast
Der Meister hat verloren – fast
Er legt den Schurken auf’s Gerät
Stellt ein und spricht ein leis‘ Gebet
„Noch geb’ ich mich nicht als geschlagen
Wer so was sagt, der soll es wagen
Dem zeig‘ ich, wo der Hammer hängt
Hirn verknotet, Hals verrenkt“
Der König saget „Also gut
Meister, ihr habt wirklich Mut
Drum lasst uns seh’n, wer weiter fliegt“
Der Schurke schon ‘nen Anfall kriegt
Fluchs den Hebel umgelegt
Der Schurke mit viel Schwung – er fliegt
Und durch des Buckels Unterdruck
Fliegt er viel weiter – König „schluck“
Das Publikum, es feiert ihn
Den Meister aller Anarchien
Der König nicht mehr König ist
Der Meister seinen Scherg vermisst
Im stickigen Gewölbekeller
Haferbrei auf schmutz‘gem Teller
Sitzen Knecht und Scherg‘ zu Boden
Angebunden an den Fortpflanzungssäckchen
Man führt sie in die große Halle
Und löst ihnen die Säckchenschnalle
„Meister“ beide aufgeregt
Der Meister zeigt sich leicht bewegt
Gebieterisch sitzt er zu Thron
„Ach, Scherg‘ und Knecht ich dachte schon
Des Nächtens wärt ihr fort gewandelt,
Weil ich euch zu gut behandelt“
Züchtigung 11
Er räkelt sich und hockt sich nieder
Er strecket sich, verrenkt die Glieder
Er ist der Meister und auch König
Doch zu regieren gibt’s recht wenig
Die Langeweile ihn schwer plagt
Ein Staatsbankett wird gar vertagt
Da kommt ihm rettend die Idee
„Ein Scherg, ein Knecht, ein Fischfilet“
Mit Hilf‘ modernster Alchemie
Wird’s Schergen geben wie noch nie
Im Keller seines neuen Heim‘
Gärt des Planes gold‘ner Keim
„Die Lenzerei hat jäh ein Ende
Ihr Schergen streckt sofort die Hände
Mit eurer D und N und A
Entsteht ‘ne neue Schergenschar
Die ganze Welt wird meine sein
Mit Haut und Haar und Hammelbein
Mit einem Schnipp und einem Schnapp
Mach’ ich euch Fingerkuppen ab“
Er schnappt sie sich mit einer Zang’
Sie rutschen sacht am Glas entlang
Nährflüssigkeit hinzu gegossen
Schon bald sieht man schon Rückenflossen
Ein halbes Jahr streicht durch den Keller
Die Kerzen brennen nachts noch heller
So wachsen zehn Stück an der Zahl
Der Schergen gar phänomenal
Züchtigung 12
Der Meister kommt, schaut auf den Knecht
Der Knecht schaut aus wie ’n trock‘ner Hecht
Ich, Scherge hab schon Schmerz geleckt
Es schmeckt
Zur Demut leg‘ ich mich flach hin
Brackig‘ Wasser klebt am Kinn
Der Meister nickt gebieterisch
Wie beim Dinee am Gabentisch
Ich winde mich, ich blick‘ hinauf
Der Meister, er tritt auf mich drauf
Ich blick‘ hinab, in eine Pfütze
Der Knecht schöpft Wasser, mit der Mütze
Dann grinst er frech und setzt sie auf
„Herunter rinnt es, nicht hinauf“
Er glotzt verdutzt, hätt’s nicht gedacht
Und hat sich einen Ast gelacht
Dann tritt der Meister hin zum Kessel
Es riecht nach Minze und Brennnessel
Er rührt mit seiner großen Kelle
Im Schergenbottich, auf die schnelle
„Haha, die Schergenbrut erwacht
Hab sie zum ’rumsklaven gemacht
Sie werden dienen wie ihr zwei“
Der Knecht „Juhu, jetzt sind wir drei“
Da holt der Meister aus zum Schlag
Ein Kellenschlag, der scheppern mag
Der Knecht hält sich die rote Wange
Und fällt über die Kuppenzange
Er wankt, er kippt, der Bottich auch
Die Brutstätte in Schall und Rauch
Der Knecht, sich keiner Schuld bewusst
Der Meister schreit „Welch ein Verlust“
Halbfert’ge Leiber kriechen gar
Als nackig, nasse Schergenschar
Den Kellerboden feucht entlang
Und üben den aufrechten Gang
So recht mag es doch nicht gelingen
Als Tiere woll‘n sie sich verdingen
Sie schnauben, grunzen, atmen schwer
Sie kriechen, krabbeln hin und her
Der Meister bückt sich, starrt sie an
Er schwitzt und hofft so gut er kann
„Hört mich an, ihr Kinderlein
Ihr sollt meine Armeen sein“
Sie schau’n ihn an und schauen weg
Denn da bewegt sich was im Eck
Da hat sich Meister aufgebäumt
„Oh nein, sie sind der Dummheit Freund“
Nach ein paar Wochen ist es klar
Da geht nix mit der Schergenschar
Sie spielen mit dem Knecht im Garten
Verstecken sich und er muss warten
Der Meister „Scherg ich resignier‘“
Der Scherge „Bringt es zu Papier
Ein jeder möchte Zeuge sein
Bei der Geschicht’ des Meisterlein“
Züchtigung 13
Eines Tages klopft’s am Kerker
Ich schaue auf „Oh, ein Berserker“
Ich dreh‘ mich um und stoß‘ dem Knecht
Vors Schienenbein – er hört recht schlecht
Dahinter kommt der Meister vor
Beugt sich zu mir, schreit mir ins Ohr
„Was? Ihr sitzt? Das darf nicht sein
Ihr wart wohl schon zu lang allein?
Das wird sich ändern, gebt gut Acht
Ich hab‘ euch Bersy mitgebracht
Und während ich auf Reisen bin
Streckt ihr IHM die Wangen hin
Bersy, stell’ die Kreuze auf
Bring‘ die Beiden hoch hinauf
Die Nägel liegen in der Ecke,
Folterwerkzeug, Atemsäcke“
Und so begab sich unser Meister
Mit Gefluch’ und Scheibenkleister
Auf Reisen zu des Wissens Saft
Für die verdiente Weltherrschaft
Der Mund geschwollen, Augen dick,
Der Bersy zeigt sein Schmerzgeschick
Mit Zang‘ und Hammer, Streckers Bank
Zieht er uns uns‘re Glieder lank
So geht das über ein, zwei Wochen
Bei jedem Schritt knacken die Knochen
Au, welch ein Spaß, gern noch einmal
Des Schergen Lust, des Knechtes Qual
Da öffnet sich die Kellertür
Herein der Meister, ab dafür
„Haha, ihr Schergen, bin zurück“
Der Knecht, er keucht „…oh, welch ein Glück“
„Bersy, mach‘ nun eine Paus‘
Doch spann‘ zuerst die Köpfe aus“
„Knecht, dir sei ab jetzt verliehen,
Was Gott dir nicht hat angediehen
Tritt näher, trinke diesen Saft
Der Wissenssaft, der Wissen schafft
Und deine Klugheit wird erfinden
Die Macht der Welt an mich zu binden“
Er trinkt den Saft und es gedeiht
Was Meister hat pro-offe-zeiht
Der Knechte spricht „Mein Neocortex“
Und mit Spucke macht er ‘n Klecks
Er windet sich auf hartem Boden
Erzählt uns was von Antipoden
Die Schläfen pochen, Adern schwellen
In die Schuhe macht er Dellen
Da springt er auf und saget dann
Was er doch gar nicht sagen kann
„E ist gleich MC zum Quadrat
Und Quarks und Co. gibt’s in der Tat
Ich fühle mich total befreit
Vom Schleier meiner Dümmlichkeit“
Der Meister „Denke, sage mir
Welch’ Maschine brauch‘ ich hier?“
Und da beginnt der Knecht zu zucken
Die Augen dreh‘n sich, Glieder rucken
Der Meister schreit dem Knecht ins Hirn
Der Knecht zeichnet ein Dreigestirn
In unser‘n nassen Kellersand
Und läuft danach gegen die Wand
Der Meister tobt, der Scherge lacht
Die Wirkung hat sich fortgemacht
Der Meister brüllt „Los, sage mir
Was heißt das, was ist los mit dir?“
Der Knecht sitzt mit gestauchtem Hals
Und sagt nur „UFF“ aufgrund des Falls
Der Meister ist total empört
Der Knecht hockt ecklich, voll verstört
Und weiß nicht, was mit ihm geschah
Er weiß gar nichts; wie’s vorher war
Drum hocke ich und Meister sitzt
Im Garten grübelnd, nein, er schwitzt
Und sagt zu mir „Nun gut, mein Tier
Schreib‘ die Geschichte auf Papier“
Züchtigung 14
Ich geh zum Knecht und bring‘ ihm Kunde
Er schnappt nach Fliegen mit dem Munde
Nun, er versucht’s, so gut es geht
Bis Schweiß ihm auf der Stirne steht
„Verdammt, davon werd’ ich nicht satt
Ich mach‘ hier gleich ‘ne Schabe platt
Und mische sie in den Salat
Zu den Schnecken – frisch gegart“
Dann hüstelt er und kränkelt rum
Benimmt sich wie ein Unikum
Speichelfäden zieh’n vom Kinn
Er fiebert stark und legt sich hin
„Knecht“, sag ich „dein Auftrag ist…
Ich schreib’s dir auf, denn Du vergisst
Doch sowieso, was du tun sollst
Sobald du dich im Schmutze rollst“
Ich reiche ihm den Auftragsschein
„Hier ist der Zettel, schau ihn an“
Er blickt zurück und meint gar „Nein
Ich merk‘, dass ich nicht lesen kann“
„Der Meister ist gar schlimm erkrankt
Er hat sich mit dem Arzt geeinigt
Die Diagnose Unterpeinigt
Da hat er nur nach dir verlangt“
Die Tür bricht auf, er bricht herein
Zertrümmert des Knechts Schienenbein
Der Meister steht auf Knechtes Kopf
Die Brust schwellt an; ein Hosenknopf
„Haha, da bin ich, ihr seid da
Ein Knecht, ein Scherg, wie wunderbar
Mir kamen da recht gut’ Ideen
In neuen Sprachen sollt ihr flehen“
Unzählig seine Spielchen sind
Der Dauer auch recht unbestimmt
Es waren sicher 20 Stunden
Doch Meister zog noch seine Runden
Dann lässt er ab, das Blut gerinnt
Geboren ist des Meisters Kind
Die Weltherrschaft zum Greifen nah
Jetzt erstmal essen, ist doch klar
Züchtigung 15
Die Wochen streichen in das Land
Der Scherg hat sich die Hand verbrannt
Denn wie wir und ihr alle wisst
Das Feuer Schergleins Laster ist
Der Meister voller Ungeduld
Schlägt mit den Fäusten auf sein Pult
Er fertigt rasch, er bastelt schnell
Ein Unterbau, ein Drahtgestell
Er isst nicht, schläft nicht, ruht nicht aus
Er ist besessen wie einst Klaus
Und dann ist’s fertig, abends spät
Ein Vakuumverdichtungsg’rät
Trium- und 4rend steht er da
Der Mondschein auf der Whiskeybar
Berauschte Sinne, ohne Kraft
Legt er sich in den eignen Saft
„Bringt mir Kohle, karrt sie her
Von Land und Luft und Mittelmeer
Die Weltherrschaft ohne Gewalt
Gar kein Problem, ich kauf‘ sie halt“
Mit Kohle und seinem Gerät
Der Meister seine Hand verdreht
Das Dingen ächzet und es kracht
Ein Diamant, wer hätt’s gedacht
So presst er eine Woche lang
Bis die Maschine nicht mehr kann
20 Diamanten schon
Hält er in Händen, ist sein Lohn
So woll’n wir schlafen, tief und fest
Doch Knecht schnarcht wie die schwarze Pest
Ich am Boden Glieder recke
Bis ein Zündholz ich entdecke
Ein Scheppern, Tosen, Harngedrang
Die Hühner fangen’s Sterben an
Da hat der Scherge in der Nacht
Des Meisters Schlösslein fortgemacht
Bis auf die Mauern abgebrannt
Der Meister ringt um den Verstand
Die Diamanten, das Gerät
Von jetzt auf gleich in Rauch aufgeht
Dem Volke wird es langsam bunt
Mit unser‘m Meister, Rind und Hund
Sie jagen uns aus ihrem Land
Kein König, Schloss, kein Diamant
ENDE