Der Schergomane!
Teil 2
–
Die fruchtfliegengroßen Drei
Monduras ’16
(10 Jahres Edition)
Inhaltsverzeichnis
Züchtigung 01
Man sagt im Westen liegt ein Land
Wo Mann und Maus sich einst verbrannt‘
Die Finger an des Gieres Glut
Dem Meister tut die Gier recht gut
So liefen wir mit einem Schiff
In Richtung Westen auf ein Riff
Nur wir und Captain Zitterhand
Erwachten nass im weißen Sand
Am Strand schlugen wir’s Lager auf
Schlürften vom Bergquellwasserlauf
Kokosnuss und Wildschweinbein
Ein Paradies fürs Meisterlein
Die Zunge brennt, dem Knecht gefällt’s
Wenn er die Muscheln lutscht vom Fels
Der Captain kommt voll auf Entzug
Das schmeckt ihm nicht, das fördert Wut
Doch als ein Rumfass angespült
Wirkt Zitterhand recht aufgewühlt
Er gräbt ein Loch und setzt sich rein
Umklammert sein lieb‘s Fässelein
Mit irrem Blick küsst er das Fass
Wenn man sich nähert, spuckt er Hass
Er trinkt ‘nen Schluck, er schwank im geh‘n
Und ward ab da nicht mehr geseh‘n
Ob Regen, Wind, ob Sonnenschein
Der Meister ist nie nicht gemein
Er gibt sich Mühe ohne Gleichen
Geht ruchlos über Schergenleichen
Kopfüber an ‘nen Pfahl gebunden
Erwache ich nach ein paar Stunden
Die Nase voller nassem Sand
Des Meisters Späße ham Verstand
Einmal, auf Erkundungstour
Als dem Knecht ein Pups entfuhr
Entdeckten wir, gar Unfassbar
Übergroße Flor- und Fauna
Auf einmal steigt im Augenrand
Aus einem Busch Cap. Zitterhand
Zerrissen und total betrunken
In verrückt‘ Gedank‘ versunken
Wir gehen weiter, schau’n uns um
Wir dreh’n uns bis Delirium
Die Welt scheint größer hier zu sein
Sogar der Meister wirkt recht klein
Wir stehen da, wir staunen satt
Ein Käfer frisst ein grünes Blatt
Er ist jedoch, man glaubt es kaum
So groß wie ’n alter Eichenbaum
Vor Angst singt Captain Weihnachtslieder
Der Käfer kommt und beugt sich nieder
Fängt garstig an zu schnappen dann
Mit scharfem Kieferklappenklang
Er schnippt und schnappt wie ein Barbier
Er sucht zu schnappen Mensch und Tier
Stahlhart die Klauen, messerscharf
Putzt er die Scheren bei Bedarf
Einer von uns soll‘s Opfer sein
Zwar klein, doch englisch schmeckt er fein
Der Captain hat’s ihm angetan
In zwei Minuten in den Darm
Er schmatzt herum, der Knecht erschreckt
jetzt hat auch er’s Insekt entdeckt
Der Käfer taumelt, stolpert, stirbt
Der Säufercaptain hat gewirkt
10 Liter Rum war für das Tier
Wohl doch zu viel, vielleicht wär’ Bier
Nicht gar so tödlich ausgefall’n
Für diesen Käfer aus St. Gallen
Ein neues Land, wir stehen da
Der Knecht sucht nach dem Captain gar
Der Meister fühlt sich recht erfrischt
Greift nach der Rute und sie zischt
Züchtigung 02
Nach einer Woche ist es klar
Wir sind zu klein für hier und da
Ne Blattlaus hat gar unsre Größe
Am Wochenende gab es Klöße
„Oh meine Schergen kommt schnell her
Hier liegt ein altes Schießgewehr
Fluchs mit dem Kolben auf den Fuß
Macht Mus!“
Jetzt steh’ ich da, den Fuß geschwoll’n
Beiß ich in den Rosinenstollen
Der Knecht hat einen Wurm verschlungen
Mit dem er hat zwei Stund’ gerungen
Er läuft blau an, er liegt am Boden
Der Meister klatscht, kratzt sich die Hoden
„Mehr Äck-tschn ins Theaterspiel,
Sonst gibt ’s der Würmerkinder viel!“
So gibt der Knecht sich redlich über
Ein groß’ Format, welch ein Kaliber
Ab da war’s Thema Wurm gegessen
Denkt er daran gibt’s Magenpressen
Züchtigung 03
Ein schöner Tag, die Sonne scheint
Der Knecht am Strand, toastbraungebräunt
Der Meister schaut mich an vom Rand
An einer Grube voll Treibsand
Er wandert fort, ich rett‘ mich selber
Mein grünes Antlitz wird schon gelber
Ich japs‘ nach Luft und ruh‘ mich aus
Des Meisters Spaß verdient Applaus
Ich stand dann auf, so gegen Mittag
Und glaubte kaum was auf mei’m Tritt lag
Ich konnt‘s kaum fassen denn’s war weich
Wie Fisches Eier, Fröschleins Laich
So folgte ich der weichen Spur
Zu Waldes Lichtung, bei Natur
Zum Knöchel stand mir grüner Schleim
Ich war es nicht, doch war allein
Auf dieser Lichtung, tief im Wald
Es war nicht warm, doch auch nicht kalt
Ich schaute hoch und Schrecken mir
Lief übers Bein – ein Raupentier
„Meister!“ ruf ich „Kommt schnell her!“
Der Meister ist dem Knechte schwer
Er reitet ihn und schreit wie wild
„Schneller Knecht!“ – gewohntes Bild
Wir schauen uns die Raupe an
Mit Wasserpfeife und viel Farn
Wir schauen weg und schauen hin
Sie ist die Raupenkönigin
„Hallo!“ ertönt es blubbernd blasig
Dem Meister wer’n die Augen glasig
Als er vernimmt was er vernimmt
Dabei den Knecht, nicht schlecht vertrimmt
„Du Menschlein trachtest nach der Macht.“
Sie zeigt auf Meisters Lockenpracht
„Wenn du mir gibst was ich verlang‘
Dann still ich deinen Herrscherdrang!“
„Frau Raupe, was mag das wohl sein?
Ich schenke euch Schergleins Gebein!“
„Ach bleib mir weg mit Wirbeltier‘n.
Ich brauche was zum Inhalier‘n!
Ein Pilz mit weißem Punkt soll‘s sein
Der schmeckt zwar bitter doch haut rein
Am Hügel dort da wachsen sie
Na los, sofort, jetzt oder nie!“
Züchtigung 04
So wähnt der Meister sich am Ziel
Der weltlich Macht und Mächte viel
„Versagen wir ist’s eure Schuld!“
Der Knecht grunzt voller Ungeduld
Dann fängt er glatt das Bellen an
So wie nur unser Knecht es kann
Er wälzt sich auf des Blattes Laub
Und taucht die Zunge in den Staub
Der Meister setzt den Absatz ab
Und Knechtes Zunge macht schnell schlapp
Der Meister glücklich stählern steht
Bis Knecht sein Be-wusst-sein vergeht
Der Grunz verhallt im Blätterwald
Der Meister lächelt eisern kalt
„Erwacht der Knecht aus seinem Traum
Dann reiten wir zum Pilzebaum!“
Ich glaubt‘ es kaum
Doch was der Meister nicht bedacht
Der Wunderpilz, er wird bewacht
Von Pilze-Peter, der ihn liebt
Und hegt und pflegt, ihm Wasser gibt
Er putzt ihn gar und reibt ihn ein
Mit Vaseline, Salben fein
Ein Hütchen gibt’s bei Wind und Wellen
Sonst friert der Pilz an den Lamellen
Der Meister mit geschwoll‘ner Brust
„Mensch Peter, hast du keine Lust
Uns deinen Pilz mal auszuleih‘n,
Wir lassen ihn auch gut gedeih‘n!“
Der Peter rötelt an der Nase
Er rümpft und schnuppert wie ein Hase
Die Wut läuft ihm zum Ohr heraus
Und brüllt uns drei recht garstig aus
„Meine Betty bleibt bei mir
Habt ihr gehört? Wer seid denn ihr?
Ich trau‘ euch nicht und überhaupt
Mir wurd‘ mein Pilz fast mal geraupt
Von einer fetten Raupe gar
Sie glänzte fettig, sonderbar
So, fort mit euch, ich bleibe hier
Und stehe mit mir selbst Spalier!“
Der Meister grinst wie Trockenobst
„Ich wusst‘ dass du ‘nen Aufstand probst
Jetzt geh‘ zur Seite, schräger Wicht
Bevor dir gleich ein Knochen bricht!“
Es kam wie‘s schließlich kommen musste
Der Peter kriegte auf die Kruste
Wir schleppten ihn und Pilz im Tau
Zur massig-grünen Raupenfrau
Gebietend sitzt sie auf ‘nem Blatt
Und hockt sich ihre Rundung‘ platt
Den Ekel-Schwabbelbauch entblößt
Des Peters Galle ihm aufstößt
Sie blubbert freudig durch die Pfeife
„Wie schön, der Pilz hat volle Reife!
Legt ihn hier auf glühend’ Kohlen!“
Peter will ihn wiederholen
„Betty, meine Pilzlingsdame
Du arme, komm in meine Arme!“
Er stürzt sich wie ein irres Was
Auf das glühend‘ Kohlenfass
Da hat die Raupe ungerührt
Den Pfeifenschlauch zum Mund geführt
Und Pilz samt Peter, ungelogen
Mit einem Zuge weggezogen
Dem Meister ist’s schon lang‘ zu bunt
„Raupe, sag es, tu‘ es kund!“
„Nun gut mein kleiner weißer Lurch
Die Weltherrschaft wird dein sein, durch…“
Da macht es FLOTSCH und ’s ist passiert
Die Raupenqueen ist explodiert
Den Peter hat sie nicht vertragen
Der Tat an gift’gen Pilzen nagen
Züchtigung 05
So stehen wir und halten feil
Das Maul des Affen und ein Beil
Und aus der ledrig‘ Raupenhaut
Ward eine Rikscha schnell gebaut
Bequem sitzt Meister im Gefährt
Und mahnt uns an: „Ihr zieht verkehrt!
Rückwärts sollt ihr laufen, Lumpen
Sonst gibt’s auch keine Pollenklumpen!“
So ziehen wir durchs große Land
Getarnt als Raupe, unerkannt
Da greift ein Specht aus Blümchens Wipfel
An Meisters edlen Kragenzipfel
Entführt ihn auf des Baumes Krone
„Das ist hoch und nicht ganz ohne!“
Sage ich und blick‘ zum Knechte
Der blickt sabbernd auf zum Spechte
Im Neste sitzen vier der kleinen
Spechte zwischen den Gebeinen
Schnappen nach der weißen Made
Mit geringer Haarpanade
Sie sind zu dumm, um zu versteh‘n
Dass sie IHM gegenübersteh‘n
Dem Knechter aller Herrscherklassen
Schlächter aller Schergenmassen
Trinket Nägel, schluckt das Glas
Reiht euch ein, für Jeden was
Haut und Haar und Ziegenbart
Von Schmerzen kennt er jede Art
Wir Schergen klettern um zu retten
Und währenddessen tun wir wetten
Welches Gliedmaß wer verliert
Wenn der Meister Specht püriert
Der Tannenaufstieg war beschwerlich
Der Knecht fand einen Zapf begehrlich
Und biss hinein, ich glaubt‘ es kaum
Sein linker Schneid‘zahn fiel vom Baum
„Vorwärts, Knecht, wir haben‘s bald!“
Trieb ich ihn hoch zu Baum im Wald
Dem Knecht hängt halb der Zapfen raus
Und wieder lernt er nichts daraus
An des Nestes Wohnungsbau
Kann ich sagen, wird mir flau
Doch bei Gräsern, Ast und Tang
Übt man 4stimm’gen Gesang
Der Meister dirigiert im Nest
Gepfiffen wird Side-Stories-West
Zwei der Spechte gegen Zwei
Später gibt’s ‘ne Keilerei
Am Ende dieses Schaues-Spiel
Bekommen Knecht und Scherg zu viel
So steigt man ab an Baumes Rinde
Meister winkt noch Spechtes Kinde
Züchtigung 06
Ein andrer Tag, ein andrer Strand
Da kam der Knechte zu Verstand
Schwer vorzustell’n, ich glaubt ’s auch kaum
Zwei Kokosnüsse fiel’n vom Baum
Gar wuchtig auf die Großhirnrinde
Beziehungsweis’ aufs Haargebinde
So schlief er Stunden wie sonst auch
Tief im Sande, auf dem Bauch
Am dritten Tage wird er wach
Er schaut uns an, sagt „Guten Tach!“
Er merkte, wahrlich aufgeweckt
Dass Meereswasser salzig schmeckt
Respekt!
Am gleichen Tag, es war soweit
Er schien voll Auf der Müpfigkeit
Da hat er doch, es war suspekt
Den Tisch nur für sich selbst gedeckt
Wir sitzen fast schon familiär
Am Tisch und tun als ob nichts wär‘
Der Knecht springt auf wie einst Frosch Fips
Und tritt dem Meister auf den Schlips
„Ich lass mich nicht mehr unterdrücken
Geht eure Pollen selber pflücken!“
Doch nicht genug der Dreistigkeit:
„Ihr seid zum Herrschen nicht bereit!“
Und da sah ich zum ersten Male
Den Meister gar verdutzt – entrückt
Das Kinn wie die Lavin‘ zu Tale
„Der Knecht ist jetzt total verrückt…“
Dann lehnt er sich sacht seitwärts quer
Zu mir herüber, bitte sehr
„Was ist mit ihm, was hat er nur
Die Schläue kommt nicht von Natur!“
„Keine Sorg’, den krieg ich hin
Am Baum mit Seilen bis zum Kinn.
Dann kriegt der Knecht, sehr gut vertäut
Mit Stöcken Dummheit eingebläut!“
Gesagt, getan, was soll ich sagen
Der Knecht kann Haue gut vertragen
Nach einer Woche Schufterei
War unser Knecht wieder dabei
und dumm wie Ebsenbrei
Züchtigung 07
Wir gehen und der Meister steht
An einem See- vorm Rosenbeet
Er geht voraus, wir hinterher
Nun steh’n auch wir vorm Rosenmeer
„Die Rosenblätter überlappen!“
Zack – hör‘ ich den Zapfen zappen
Von des Meisters Schießgewehr
Ich hatte Glück, denn es war leer
„In dieser Gruppe hier, mein Scherg‘
Bin ich des Landes Oberzwerg!
Und ICH bestimm’, was überlappt
Hast du die Löffel aufgeklappt?“
„Natürlich Meister, Ver-zei-hung!
Zur Strafe esse ich den Dung
Dieses Blattlausmännchens da
Und überhaupt und ganz und gar!“
Nach meiner Tat verweilen wir
Inmitten des Seeros‘revier‘
Jedoch der Meister tut nicht ruh‘n
Er trachtet uns gar weh zu tun
So taucht er Tücher in das Wasser
Die knallen mehr und ziepen krassen
Breitbeinig steht er und drischt fein
Auf seinen Knecht und Schergen ein
„Haha, ihr 2 Halunkenkinder
Seht mich an, den Schergenschinder!
Wem habt ihr es zu verdanken
Das ihr dürft hier Sonne tanken?“
„Euch, dem Meister, unserm Gotte!“
Der Meister drischt jetzt volle Lotte
Frisch bestriemt das Rückenkleid
Dem Meister tut es gar nicht Leid
Züchtigung 08
Am nächsten Morgen aufgeweckt
Der Knechte sich vor uns versteckt
In einer Höhle bei ‘ner Rose
Dem Meister platzt auch gleich die Hose
„Knecht, ich werd‘ dich degradier’n
Die Adoption gar annullier’n
Komm‘ jetzt her du Einfallspinsel
Sonst drück‘ ich dir ein Blutgerinnsel!“
„Würd‘ ich, doch ich kann es nicht…“
Die Wut steht Meister zu Gesicht
Und um den Knechte zu befrei’n
Treten auch wir zur Höhle ein
Kaum sind wir drinnen kann man seh’n
Und bei Verstande auch versteh’n
Dass dies hier keine Höhle ist
Und dass man uns soeben frisst
Die Luke schließt, der Fisch riecht streng
Es gibt ein Zittern, es macht PENG
Durch Stromes Elektrizität
Sogleich ein Bogenlicht entsteht
Was sehen wir, wer sitzt denn da
Ist es wirklich, ist es wahr?
Ein Zettel und ein Bajonett
Daneben ein bucklig‘ Skelett
Der Schurke müffelt streng nach Aal
Und hilft uns gar ein zweites Mal
In seiner Hand hält er ‘nen Speer
Aus Eisen und ein Fell vom Bär‘
Der Meister steigt von Knechts Kopf ab
Entreißt dem Schurken seinen Stab
„Kein’ Respekt will er mir geben
Das koste ihn sein Aalenleben
So leicht lass ich mich nicht verdau’n
Noch meinen Scherg‘ und Knecht durchkau’n
Bete fieses Schlangentier
Denn dein Metzger ist schon hier!“
Der Meister hat den Überplan
Zeigt wie man Aale brutzeln kann
Fluchs das Speerchen angebracht
Und dann sagt er dem Aal: „Gut‘ Nacht!“
Die Rippe mit dem Zahn verbunden
Macht den Aal zu Petrus Kunden
Faul er auf dem Rücken treibt
Die Flossen an den Klippen reibt
Das off‘ne Maul lädt ein zum Geh’n
„Na dann Herr Aal, auf Wiederseh’n!“
Spricht der Knecht ein wahres Wort
Kurz ausgestiegen sind wir fort
Züchtigung 09
Nach des Fisches Wasserfahrt
Gab’s Aal zum Frühstück, frisch gegart
„Ach ja, ihr Schergen tut nichts taugen
Drum gibt’s für euch auch nur die Augen!“
So trampeln wir unlustvoll Pfade
Da sagt der Knecht: „Was war das grade?“
Es brummt und zischt über den Halmen
Dem Knecht vor Angst die Hosen qualmen
Aus Wolken fallen Riesenfliegen
Auf deren Rücken Reiter liegen
Sie sehen aus, wie du und ich
Seh’n freundlich aus, doch sind es nich’
Verschleppt, gebeutelt stehen wir
Vor ‘nem Palast aus Knochentier
Er schillert wie ein Käfer – bunt
Besteht aus Chi-tin-panzern und
Man schleppt uns in des Thrones Saal
Und bindet uns an einen Pfahl
Auf dem Thron sitzt eine Dame
„Madame Knochen ist mein Name!
Eure sind nun: Eins, Zwei, Drei!
Ich schick‘ euch in die Sklaverei!“
Man flößt uns bunte Tränke ein
Und tritt uns vor das Schienenbein
Gemein!
Um ihre Macht zu demonstrieren
Kommt ein Sklav’ auf allen vieren
Geduckt, gekrochen und fragt an
Ob sie ihm ’s Leben schenken kann
Da schallt Gelächter durch die Halle
„Du sitzt hier in der Knochenfalle!“
Der Sklave kriegt gar weiche Knie
Und mit festem Griff reißt sie
Den Schädel aus dem Kopf heraus
Fontänig spritzt ’s aus ihm hinaus
So zeigt sie auf was uns geschähe
Wenn man uns Sklaven fliehen sähe
Der Schädel in nur einer Hand
Zerplatzt wie ein Stück Käserand
Dem Knecht steht Staunen im Gesicht
„Ein Händedruck der Schädel bricht!“
Züchtigung 10
Eins der Meister, Zwei der Scherg‘
Drei der Knecht und Vier der Berg
Mit spitzer Hacke suchen wir
Zu untergraben Nummer Vier
Der Berg ist groß, die Sklaven klein
Wir graben Kuhlen tief hinein
Von früh bis spät und auch danach
Für unsern Meister ist’s ‘ne Schmach
Die Tränke werden täglich bunter
Sie ziehen den IQ hinunter
Bis runter auf ein Minimum
Der Knecht wird schlau und wir nur dumm
Gemacht aus altem Käferschleim
Enthalten sie des Dummheits Keim
Sie rauben den Versand im Nu
Dem Meister setzt ’s am meisten zu
So lallt er laut: „Ich halt ’s nicht aus
Ihr seid die Schergen, ich bin raus!
Ich glaube ich muss auf Toilette
Limettensaft schmeckt nach Limette!“
Ich bange: „Meister, was geschieht…?“
Man sieht wie er’s Gesicht verzieht
Er wirft sich hin und wühlt im Dreck
Ohne Teller und Besteck
Der Knecht von Schläue übermannt
Klettert hinauf zum Hügelrand
Die Wache schläft, das ist die Chance
Und Knechte taumelt wie in Trance
Er geht ein Stück, erblickt ein Loch
Ihm wird gar flau und flöcher noch
Er beugt sich tief, er schaut genauer
Er würd ’s begreifen, wär’ er schlauer
Doch da er es nun mal nicht ist
Fällt er hinein und schreit „So ’n Mist!“
Nach zehnminütigem Ab-fall
Hört man des Knechts Gesichtsaufprall
Die Fresse voll, der Kopf ist leer
Er ruft „Hallo!“ und „Ist da wer?“
Die Antwort bleibt die Schwärze schuldig
So wartet Knecht und zwar geduldig
Doch schon gewöhnt an Dunkelheit
Tappt er in Richtung weit und breit
Legt schlafen sich zu warmen Steinen
Termitentiere mit 6 Beinen
Züchtigung 11
Frisch ausgeruht und voll Elan
Schlurft er zu ‘nem Termitenmann
Tippt sacht ihm auf die nackte Drüse
Doch der erfreut sich an Gemüse
Ein Andrer nimmt sich Knechtes Bein
Und schleift ihn zu des Königs Stein
Dort sitzt der König, nein, die In
Und schnappt mit Zangen nach Knechts Kinn
„Termitenfreund, wo sind die Zangen?
Habt Ihr Zangstein, muss ich bangen?
Ist Zangstein etwa übertragbar?
Ich sehe schlecht und zwar unsagbar!“
„Hallo, bin Knechte von Verstand
Schau selten übern Tellerrand,
Bin Mensch, kein Termit mit Zangstein
Sagt eurem Freund, ich möcht’ mein Bein!“
So plumpst der Knecht auf seinen Kopf
In Königins Gemüsetopf
Er schaut tief in die Wabenaugen
Sie blicken milchig, tun nichts taugen
„Facett-verweichung, Menschenfreund!
4 Tage hab ich nur geweint.
Hier unten tief im Erdenreich
Bei wenig Licht, wer’n Augen weich!“
„Mein Meister, in der Sklaverei
könnt’ etwas tun, wär’ er nur frei.
Denn dieser wurd’ mit mir gefangen
Und steckt in Madames Knochenzangen
„Das hört sich gar nach Schlachten an
Gedärme, Tod und Untertan
Mit Blut und Splatter, Schlägerei
Termitenvolk, wir sind dabei!“
Züchtigung 12
Unterdessen in Burg Knochen:
„Los, Gesindel, Knochenkochen!
Die Reste müssen alle ab
Sonst lacht sich mein Besuch noch schlapp!
Wir wollen doch gut Eindruck schinden
Bindet Sklaven an die Winden.
Knochenblankmaschine, Start!
Sie solln blitzen, weiß und hart!“
Der Meister schlimm unterernährt
Der Scherge seinen Dienst verwehrt
So bringt man sie zu der Madame
mit ohne viel Taramtamtam!
„DIE schon wieder, wusst’ ich’s doch,
die bring’n nix hin, los ab ins Loch!
Noch besser, IHR, und das wird bitter,
sortiert mir meine Knochensplitter!“
So kriechen wir in einem Turm
Blindlings wie ’n Stück Regenwurm
In 4 Milliarden Splitterknochen:
„Bis die sortiert sind dauert ’s Wochen!“
Da bricht’s dem Meister aus der Seele
„Dann beeil dich, wurmig Scherg,
Bevor ich dir die Seele stehle!“
Und geruht auf Knochens Berg
Und so sortier’ ich, hier und da
Vom vielen weiß gibt’s grauen Star
Der Meister schläft und schläft er nicht
Geht er mit mir hart ins Gericht
Züchtigung 13
Der Boden bebt, die Mauer zittert
Der Scherge hat den Knecht gewittert
Der Meister schnupft ins Taschentuch
Das ist seit jeher Meisters Fluch!
Im Thronensaal sitzt unterdessen
Madams Besuch beim Mittagessen
Es wird geschwallt, gesülzt, geplauscht,
Von Schleimigkeiten stark berauscht
Umtrunken und Konser-serviert
Über die Dose konversiert
Von weit her kam man angereist
Den Käfer-Vorrat schon verspeist
Und unterm Turm in Dunkelheit
Erfreut sich Knecht der Heiterkeit:
„Ich hör’ den Meister und den Scherg
Grabt schneller euer Tunnelwerk!“
Sie müh’n sich ab und schwitzen rum
Der Knecht ist schon vor Dummheit stumm
Doch plötzlich sickert in den Gang
Des Schergens leidvoll Jammerklang
Der Knecht: „Ich wusst’s, wir sind gleich da.
Ich bin euer Termitenstar!“
So bricht der Knecht nach einer Weile
Nach oben durch und kricht gleich Keile
„Knecht, da bist du, schlechter Mann
Da sieht man, wie lang’s dauern kann
Verlang’ ich von euch echt zu viel?
Ihr Schergenbrut, ich hol’ euch Kiel!“
Züchtigung 14
So steht der Meister aufgeschreckt
Und aufgebracht und ausgestreckt
„Bist unwürdig mein Knecht zu sein,
Los, kühle mir das Schienenbein!“
„Oh Meister, hab ich euch vermisst
Ihr habt mich lang nicht mehr gedisst
Ich krieche hin und krieche her
Zerreiß für euch mein’ Pullun-der!“
„Das will ich hoffen, guter Knecht
Hast deine Dummheit nur zu Recht
Wen hast du denn da mitgebracht
Sag ’s mir schnell, ist gleich halb Acht!“
„N Tag auch, guter Menschenmann
Bin vom Termitenkönigsclan
Ein Handel mit dem Knecht von Stand
Bracht’ uns durch dieses Kellers Sand!“
„Ein Handel? Wie? Ich halt ’s nicht aus
Scherg, steig aus den Klamotten raus
Die Striemen auf dei’m Lederkleid
Beruhigen mich, bring’n Heiterkeit!“
„Der Knecht versprach uns Heilung, dann
Wenn wir euch retten, Meistermann!
Facett-verweichung, unser Leid
Heilt ihr uns nicht, dann gibt es Streit!“
„Ja, ja, schon gut, ich werd’ es machen.
Auf jetzt, Scherge, pack’ die Sachen
Jetzt wird schlächternd aufgeräumt
Davon hab ich schon lang geträumt!“
Züchtigung 15
Mit Zangen brechen die Termiten
Das Holz der Türen und die Nieten
Ent-zwei und drei und vier und six
Auf fünf und sechs da reimt sich nix
So stürmen wir Madames Heim
Die Gegenwehr erstickt im Keim
Und schon steht die Termitenschar
Stehn Knecht und Meister, ich sogar
Im Thronensaal und sehn mit an
Wie man nen Käfer schlürfen kann
Der Aufstand ist schon fast vergessen
Man sieht uns nur noch rückwärts essen
„Ich geb’ nicht auf, ihr sterbet auch!“
Schreit die Madame mit vollem Bauch
Sie schnappt sich einen Teremit
Man hört ein Knacken und man sieht
Wie klein so’n Termit werden kann
Von 20 Füssen auf ein Gramm
Die Soße spritzt auf das Gedeck
Und Madame lacht sich einen weg
„Nun ja, Madame, jetzt reicht es mir
Scherg hole mir ein Käferbier.
Jetzt zeige ich, was ich so kann.“
Er setzt den Krug zum Trinken an
Frisch gestärkt, voll Tatendrang
Hebt er die Arme, macht sie lang
Der Knecht und ich geh‘n auf die Knie
Und bellen laut, so wie noch nie
Das ist das Zeichen, aus den Ecken
Komm’n Termiten aus Verstecken
Sie sehen nichts, doch riechen gut
Und lechzen nach Madames Blut
„Nein, das darf nicht, soll nicht sein
Ihr kriegt nie des Madams Gebein!“
Sie regt sich auf, packt ihren Kopf
Zerquetscht ihn wie nen Früchtetopf
Die zweite Soße auf dem Tisch
Das Essen riecht schon nicht mehr frisch
Der Gast wird in den Turm gebracht
Dort bleibt er erstmal über Nacht!
„Ein Lob dem Meister!“ rufe ich
Steh’ mitten auf dem Soßentich
Es wird gezecht und abgefeiert
Beim Sprechen wird nur noch geleiert
Am nächsten Tag streckt man die Glieder
Und die Termiten sehen wieder
Facett-Verweichung geht schnell weg
Beschmiert man sie mit Fango-Dreck
„Ich danke euch!“ sagt Königin
und klappert mit dem Zangenkinn
„Jaja.“ meint Meister und winkt ab
Und scheucht uns Schergen nicht zu knapp
Im Hafen wird ein Schiff besetzt
Und auf die Wellen angesetzt
Es wird gewunken und geweint
Auf einmal hat man’s gut gemeint
„Jetzt reißt euch mal am Riemen, ihr!“
Schreit Meister, laut wie’n Alpha-Tier
„Ach ja, ihr bliebt zu lang verschont!“
Der Meister auf nem Holzthron thront
So laufen wir mit diesem Schiff
In Richtung Osten auf ein Riff
Zurück zur Heimat, ganz legal
Ob sie uns will, ist uns egal